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Ein Rechtsstreit ist ohnehin meist eine aufreibende Angelegenheit, die viele Nerven kostet. Aber auch finanziell ist ein Rechtstreit belastend, denn Anwalts- und Gerichtskosten gehen nicht selten in die Tausende. Eine Rechtschutzversicherung kann zumindest den finanziellen Aspekt abmindern, indem sie diese Kosten übernimmt. Zudem steht häufig eine juristische Beratung zur Verfügung und gerne hilft die Rechtschutzversicherung auch bei der Vermittlung eines Anwaltes. Die meisten Rechtschutzversicherungen stellen zudem einen Mediator, der eine außergerichtliche Einigung erzielen soll und so vor den höheren Kosten vor Gericht schützt.

Ein Beispiel: Dein Arbeitgeber kündigt dir plötzlich, obwohl du aus deiner Sicht nichts falsch gemacht hast. Der erste Schock sitzt tief. Um gegen die eventuell unrechtmäßige Kündigung vorzugehen, ist der Weg zum Anwalt unumgänglich. Doch gerade bei Streitigkeiten im Arbeitsrecht gilt eine Besonderheit. In der ersten Instanz müssen beide Parteien ihre Anwaltsgebühren selbst tragen. So entstehen schnell hohe Kosten, egal ob du später Recht bekommst oder nicht. Auch geht der Streitwert oft in die Tausende, da meist mehrere Monatsgehälter angenommen werden. Daran orientieren sich auch die Anwaltskosten. Zusätzlich dazu fallen Kosten für Sachverständige und Gerichtsgebühren an. Du hast also gerade deinen Job verloren und ohnehin finanzielle Sorgen. Vielleicht traust du dich deshalb nicht, das Risiko eines Rechtstreits einzugehen, da du weitere Verluste fürchtest. Eine Rechtschutzversicherung kann dir die finanzielle Sicherheit bieten, den Schritt zum Anwalt zu gehen.

Eine Rechtschutzversicherung soll also den Versicherten darin unterstützen, für sein Recht einzustehen, ohne sich Sorgen um die finanzielle Seite eines Rechtstreits zu machen.

Was übernimmt eine Rechtschutzversicherung?

Eine Rechtschutzversicherung übernimmt die Kosten des eigenen Anwalts bei gerichtlichen und außergerichtlichen Verhandlungen. Auch die Gerichtskosten werden von der Versicherung getragen. Zudem übernimmt die Rechtschutzversicherung die weiteren Ausgaben, die vor Gericht entstehen, wie vom Gericht beauftrage Sachverständige, Gutachten, Kosten für Zeugen oder Gebühren der Verwaltungsbehörde. Solltest du den Fall verlieren und zur Zahlung der gegnerischen Gerichtskosten verurteilt werden, übernimmt die Rechtschutzversicherung auch diese.

Eine Rechtschutzversicherung übernimmt die Kosten eines Mediators, der zunächst versucht, einen Streit außergerichtlich zu lösen.

Nach einem Auszug verweigert dir zum Beispiel dein Vermieter die Rückzahlung der Kaution und führt fadenscheinige Gründe an. Du möchtest das nicht auf dir sitzen lassen und gehst damit zum Anwalt. Zunächst wird eine Mediation versucht, dein Vermieter zeigt sich jedoch uneinsichtig und der Fall geht vor Gericht. Die meisten Gründe deines Vermieters werden vom Richter tatsächlich als nicht angemessen angesehen und der Vermieter wird dazu verurteilt, einen großen Teil der Kaution an dich zurückzuzahlen, die Gerichtskosten werden jedoch anteilig verteilt. Obwohl der Streitwert (die Kaution) gerade einmal 1000 Euro betragen hat, sind für dich dadurch dennoch Kosten entstanden. Die Gerichtskosten, der Sachverständige und die Gebühr der Anwälte belaufen sich auf 2800 Euro. Obwohl du 750 Euro der Kaution zurückgezahlt bekommst, sollst du ein Viertel der Gerichtskosten tragen. 700 Euro sind also für dich fällig. Hast du eine Rechtschutzversicherung übernimmt diese diesen Anteil.

Außerdem werden auch Strafkautionen von der Rechtschutzversicherung gezahlt. Bei einer Festnahme gewährt die Versicherung dir ein kostenloses Darlehen für eine Kaution.
Bist du im Ausland in einen Verkehrsunfall mit Personenschaden verwickelt, sieht die Rechtslage oft anders aus als in Deutschland. In vielen Ländern wird man direkt ins Gefängnis gebracht und nur gegen eine Kaution frei gelassen. Eine Kaution kann sich hierbei schnell auf 70.000 Euro belaufen. Eine Rechtschutzversicherung kann diese Kosten als Darlehen übernehmen.

Zudem steht eine Rechtschutzversicherung auch beratend zur Seite.

Das Bausteinprinzip der Rechtschutzversicherung

Es gibt grundsätzlich drei größere Bereiche, die eine Rechtschutzversicherung umfasst:

  1. Privatrechtschutz: Der Privatrechtschutz deckt alle Rechtstreitigkeiten im privaten Lebensbereich ab. Bei einem privaten Rechtstreit bist du abgesichert, egal ob du dein Recht durchsetzen möchtest oder eine andere Person dich verklagt. So tritt der Privatrechtschutz zum Beispiel in Kraft, wenn du Streitigkeiten wegen mangelhaften Handwerkerleistungen oder nicht gelieferten Onlinebestellung hast. Aber auch das Einklagen von Schmerzensgeld, Unterhaltstreitigkeiten oder Erbschaft fallen unter diesen Bereich.
  2. Berufsrechtsschutz: Auch wenn es beruflich zu Streitigkeiten kommt, hilft eine Rechtschutzversicherung. So kannst du dich bei zweifelhaften Abmahnungen, fehlerhaften Abrechnungen, schlechten Arbeitszeugnissen oder ungerechtfertigten Kündigungen rechtlich beraten lassen und gegebenenfalls gerichtlich dagegen vorgehen.
  3. Verkehrsrechtschutz: Bei Streitigkeiten im Straßenverkehr oder beim Autokauf steht dir die Rechtschutzversicherung beratend zur Seite und hilft bei der Schadensabwicklung.
  4. Wohnrechtschutz: Vor allem als Mieter deckt dieser Bereich die Kosten bei Streitigkeiten um die Nebenkostenabrechnung, Kündigung bei Eigenbedarf oder Mieterhöhungen ab.

Bei Abschluss einer Versicherung solltest du darauf Acht geben, welche Bereiche in der Police mit inbegriffen sind. Einige Versicherungen schließen beispielsweise Erbrecht oder Unterhaltsrecht beim privaten Rechtschutz aus. Diese Bereiche können dann durch weitere Bausteine je nach Bedarf ergänzt werden. So können nach Notwendigkeit Bausteine wie erweiterter Strafrechtschutz, Vermieterrechtschutz, Eigentümerrechtschutz oder Baurechtschutz zu den Grundbausteinen hinzugefügt werden. Diese schützen dich je nach persönlicher Lebenslage vor den hohen Kosten einer gerichtlichen Verhandlung.

Was ist nicht im Versicherungsschutz mit inbegriffen?

Von der Rechtschutzversicherung ausgenommen sind meistens Hausbau und Streitigkeiten unter den Versicherungsnehmern und Scheidungen. Selbstverständlich sind auch Streitigkeiten ausgenommen, die bereits vor Abschluss der Versicherung bestanden haben. Wenn du also bereits Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber oder Vermieter hast, ist es für diesen Fall zu spät, noch eine Versicherung abzuschließen.

Häufig gibt es eine Wartezeit von drei Monaten. Fällt in dieser Zeit nach Abschluss ein Streitfall an, können die Kosten nicht von der Rechtschutzversicherung übernommen werden. Einige Bausteine können aber auch ohne diese Wartezeit abgeschlossen werden. So gibt es zum Beispiel im Verkehrsrecht keine Wartezeit, da ein Unfall ohnehin unvorhergesehen vorkommt.

Geldstrafen und Bußgelder werden ebenfalls nicht von der Versicherung übernommen. Ebenso sind Urheberrechtsverletzungen ausgeschlossen. Auch bei einer vorsätzlichen Straftat verweigert die Rechtschutzversicherung die Leistung. Wirst du beispielsweise aufgrund von Diebstahl in der Firma von deinem Arbeitgeber gekündigt, kann die Rechtschutzversicherung den Fall ablehnen.

Auch die Abwendung von Schadensersatzforderung wird nicht gezahlt. Wenn du von irgendjemand auf Schadensersatz verklagt wirst, ist nicht die Rechtschutzversicherung zuständig, sondern die Haftpflichtversicherung.

Es ist sehr hilfreich, die Police der Rechtschutzversicherung aufmerksam zu lesen, um genau Bescheid zu wissen, welche Bereiche in der jeweiligen Versicherung ausgeschlossen sind.

Wieviel kostet eine Rechtschutzversicherung?

Der Beitrag der Versicherung ist meist von den verschiedenen Bausteinen abhängig, die die Versicherung umfassen soll. Ist die Versicherung für eine Einzelperson, ein Paar oder eine Familie? Welche Teilbereiche sollen abgesichert werden? Wie hoch soll die Versicherungssumme sein? Auch durch die Höhe der vereinbarten maximalen Versicherungssumme variieren die Beiträge, empfohlen ist jedoch mindestens eine Summe von 300.000 Euro. Monatliche Beiträge starten bei geringen zweistelligen Beträgen und steigen je nach Versicherungsbaustein. Im Internet gibt es verschiedene Rechner, die bei der Berechnung einer Rechtschutzversicherung aushelfen können.

Durch eine Selbstbeteiligung lässt sich der Versicherungsbeitrag reduzieren. Dieser Selbstbehalt lässt sich zudem reduzieren, wenn von der Versicherung wenig Gebrauch gemacht wird. Das bedeutet, wenn du einen Eigenanteil von 150 Euro vereinbart hast, über fünf Jahre jedoch keinen Streitfall einreichst, kann die Versicherung den Eigenanteil auf 0 Euro heruntersetzen.

Sobald du für einen Streitfall die Rechtschutzversicherung in Anspruch nimmst, wird die Eigenbeteiligung fällig. Da aber eine einzige Beratungsstunde beim Anwalt bereits bis zu 190 Euro zuzüglich gesetzlicher Umsatzsteuer kosten kann, ist es bei einer bloßen Beratung bereits lohnend, eine Rechtschutzversicherung zu besitzen.

Wie hilft eine Rechtschutzversicherung bei einem Streitfall?

Die Rechtschutzversicherung bietet meist eine telefonische Hotline, die eine schnelle juristische Beratung liefert. Diese ist üblicherweise an 365 Tagen im Jahr verfügbar. Die Hotline prüft zunächst, ob ein Streitfall sinnvoll erscheint und ob überhaupt Erfolgsaussichten vorhanden sind. Sie vermittelt einen Mediator und hilft bei der Vermittlung eines Anwaltes. Es steht dir aber auch frei, einen eigenen Anwalt zu suchen.

Für wen lohnt sich eine Rechtschutzversicherung?

Eine Rechtschutzversicherung ist keine verpflichtende Versicherung, sondern eine optionale. Vor dem Abschluss einer Versicherung solltest du dir die Frage stellen, wie hoch dein persönliches Risiko ist, in einen Rechtstreit verwickelt zu werden. Auch bei der Wahl der verschiedenen Bausteine sollte auf die persönliche Lebenssituation geachtet werden. So gibt es Berufe, die häufiger in Streitigkeiten verwickelt sind als andere und für einen Vermieter macht eine Rechtschutzversicherung (mit Baustein Vermietung) vielleicht mehr Sinn wie für einen Hauseigentümer. Eine Rechtschutzversicherung bietet dir durch die verschiedenen Bausteine, die Möglichkeit die Versicherung optimal auf dein Leben anzupassen. Du zahlst nur, was du für nötig hältst.

Grundsätzlich solltest du dir die Frage stellen, ob du gerne für dein Recht einstehst und auch bereit bist, Streitigkeiten vor Gericht auszutragen. Bei einem großen finanziellen Polster mag es vielleicht eher sinnvoll sein, Rechtsstreitigkeiten selbst zu zahlen. Dabei gilt allerdings zu bedenken, dass ein Rechtstreit, der vor Gericht ausgetragen wird, schnell mehrere Tausend Euro kostet, während eine Rechtschutzversicherung nicht allzu teuer ist und das Anwaltshonorar einer Erstberatung oft schon der Eigenbeteiligung entspricht.